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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 16.10.2014


Pro Quote Regie - Zusammenschluss von Regisseurinnen in Deutschland
Helga Egetenmeier

Die neu gegründete Initiative "Pro Quote Regie e.V." ging am 14. Oktober 2014 mit einer Pressekonferenz erstmals an die Öffentlichkeit. Sie fordert die Einführung einer Frauenquote für Spielfilme,..




... Serien und Dokumentationen in Deutschland und will bis zum Jahr 2024 einen Frauenanteil in der Regiearbeit von 50 Prozent erreichen.

In Anwesenheit von zehn der zwölf Gründerinnen führte Vorstandsmitglied und Initiatorin Katinka Feistl in den Anlass der Vereinsgründung ein. Obwohl in den letzten 20 Jahren durchschnittlich 42 % der Regieabschlüsse an den deutschen Filmhochschulen von Frauen gemacht wurden, werden beim TV nur 15 % der Aufträge an Regisseurinnen vergeben. Diese Zahl sei wichtig, da das Fernsehen als "Nadelöhr" für die weitere Karriere im Regiegeschäft gilt und ohne einen Fernsehsender im Hintergrund kein Projekt für die Filmförderung eingereicht werden kann.

Filmemacherin Imogen Kimmel erklärte, dass es für den Verein um eine länger angelegte Lobbyarbeit mit den Verantwortlichen bei Politik, öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten sowie den Filmförderungen des Bundes und der Länder, den Sendern und der Filmindustrie geht. Obwohl bereits über 200 Film- und FernsehregisseurInnen sowie über 100 UnterstützerInnen für die Einführung einer verbindlichen Frauenquote eintreten, freuen sich die Vereinsfrauen über weitere Mitstreiterinnen. Als Initiative streben sie eine Quotenregelung an, wie sie in Schweden bereits existiert, da sie von einer Selbstverpflichtung eher eine Verschlechterung befürchten.

Dass der Blick auf die Parität nicht reicht, wurde mit dem Hinweis auf eine aktuelle Studie über weibliche Regisseurinnen in europäischen Filmproduktionen von Julio Talavera Milla, bekräftigt. Es sollte immer auch die Budgetverteilung betrachtet werden, da Frauen oft geringere Förderbeträge erhalten. Als dritte Sprecherin verwies Tatjana Turanskyi darauf, dass sich "Pro Quote Regie" in der 3. Generation von Frauen sieht, die Gleichheit in ihrem Beruf fordert und deshalb endlich Erfolg haben will. Die Quotenregelung sei für die Kultur, Wirtschaft und die Gesellschaft langfristig eine qualitative Verbesserung.

Die intensive Diskussion im Anschluss an die Präsentation zeigte das große Interesse an der angestoßenen Auseinandersetzung. Gefragt wurde nach der konkreten Umsetzungsmöglichkeit der geforderten Quotenregelung. Dazu verwiesen die Regisseurinnen auf bereits geführte Gespräche mit der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM), der Filmförderungsanstalt (FFA), mit dem Medienboard Berlin-Brandenburg und mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die alle dringenden Handlungsbedarf sehen würden.

Ebenfalls in Planung ist eine Studie zum Werdegang und der beruflichen Situation von Regisseurinnen in Deutschland, die von der Filmförderungsanstalt beauftragt wird. Als die Frage auf erfahrene konkrete Diskriminierungen von Regisseurinnen kam, wurde auch auf diese Bedeutung der Initiative verwiesen, die Benachteiligungen als Systemfrage bewusst macht und somit gegen sie im kleinen wie im großen angeht.

Mehr Informationen:

www.proquote-regie.de

www.obs.coe.int Pressemitteilung zur Studie "Female Directors in European Film Productions"

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Beitrag vom 16.10.2014

Helga Egetenmeier